Fliegen
können wie ein Vogel, davon träumt der Mensch schon solange es ihn
gibt. Mit der Entwicklung der Luftfahrt ist er diesem Traum schon ein
ganzes Stück näher gekommen. Es macht aber einen Unterschied, ob
Sie in einem riesigen Flugzeug sitzen oder alleine durch die Lüfte
schweben. Erst mit der genialen Erfindung eines Drachens als
Fluggerät durch Francis Melvin Rogallo im Jahre 1948 wurde zumindest
für Wagemutige der Traum vom Fliegen wahr.
Drachenfliegen hat sich
seither zu einer beliebten Sportart entwickelt. Doch was hat ein aus
Segeltuch und Gestänge bestehendes Fluggerät mit einem Drachen zu
tun?
Worte und
Begriffe gut erklärt
Das
Wort Drache beschrieb ursprünglich in unserem Kulturkreis ein
gefährliches Fabelwesen,
ein teuflisches Ungeheuer, das bekämpft werden musste. Viele
Märchen, Sagen und Legenden ranken sich um mutige Drachentöter, die
mit dem Sieg über das Ungeheuer zugleich das Herz der schönen
Prinzessin eroberten. So gesehen, hat der Drachen schon etwas mit
seinem historischen Namensvetter zu tun: Für das Drachenfliegen
müssen Sie genauso mutig sein wie einst die Drachenbezwinger.
Witzige und unterhaltsame Erklärungen
zu Worten und Begriffen aus der deutschen Sprache
und ihrer Dialekte finden Sie auf der Webseite von
Bedeutungonline.de. Gerade mit Blick auf die deutschen Dialekte
besteht viel Erklärungsbedarf. Immerhin kennt die deutsche Sprache
20 Dialektgruppen mit zahlreichen regional geprägten Dialekten.
Der kleine
Unterschied
Der
Unterschied bei Fabelwesen und Fluggerät ist deutlich erkennbar: Der
Drache (ohne n am Ende) ist das Ungeheuer, der Drachen (auch im
Singular mit n am Ende) das auf
Flugleinen angewiesenes Sport- oder Spielgerät.
Seinen Ursprung hat der Drachen in China. Dort ist das Fabelwesen
allgegenwärtig. Er diente ursprünglich einmal in Kriegszeiten als
Signalgeber. Heute wird das mythologische Symbol nach alter Kunst und
traditioneller Technik aus farbenfrohem Seidenpapier und
Bambusgestänge für Feierlichkeiten und Festivals gefertigt. So
findet im Frühjahr in der ostchinesischen Provinz Weifang das größte
Drachenfestival der Welt statt. Der Drachensport ist in China überaus
populär. Die Zuschauer begeistern sich nicht nur für die
außergewöhnlichen Modelle, sondern auch für die Fähigkeiten der
Drachenflieger.
Von den Pionieren
zum „Berg der Flieger“
In
der westlich geprägten Welt wird unter der Bezeichnung Drachensport
dagegen das Fliegen mit einem Drachen oder Gleitschirm verstanden.
1961 baute der US-Amerikaner Berry Hill Palmer einen Hängegleiter
nach Rogallos Vorbild mit einem Bambusgestell und Cellophan und wurde
damit zum ersten Drachenflieger der Welt. Moderne Drachen bestehen
noch immer aus einem Segeltuch und einem festen Gestell aus
Aluminiumrohren und Segellatten. Der Pilot hängt in dem Gestänge
unter dem Drachen und steuert ihn durch Gewichtsverlagerung.
Gestartet wird an
Berghängen wie beispielsweise die Wasserkuppe der Rhön.
Sie ist seit über 100 Jahren als „Berg der Flieger“ bekannt. Die
freien Wiesenflächen und die starken Winde bieten beste
Voraussetzungen für Drachen- und Gleitschirmflieger. Von der
Wasserkuppe Rhön aus können 150 bis 200 Kilometer zurückgelegt
werden. Allerdings ist dazu eine gründliche Ausbildung in Theorie
und Praxis erforderlich. Ohne Lizenz darf der Sport nicht ausgeübt
werden. Auf der Wasserkuppe Rhön gibt es eine Gleitschirmschule mit
wöchentlichen Grund- und Aufbaukursen während der Saison und der
Abschlussprüfung des Deutschen Gleitschirm und Drachenflugverbandes.
Danach steht dem majestätischen Dahingleicht nichts mehr im Weg.
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