Wasserkuppe / Rhön, Juli 2014
Als
älteste Segelflugschule der Welt begeht die Fliegerschule Wasserkuppe
am 26/27. Juli ihr 90 Jähriges Bestehen. Schulleiter Harald
Jörges blickt dem besonderen Ehrentag gespannt entgegen.
„Immerhin haben in neun Jahrzehnten ca. 15.000 Flugzeugführer/innen das
Fliegen auf der Wasserkuppe erlernt“ berichtet Jörges im überlieferten
Rückblick. Da viele Flugschüler aus der ganzen Welt die Rhön besuchten,
verfügt die Fliegerschule auf dem Globus über einen exzellenten
Ruf. Und so wird so mancher gestandener Pilot am
Jubiläumswochenende vorbeischauen, der auf Hessens höchsten Berg einmal
das Fliegen erlernte. Besucher kommen auf ihre Kosten. Bereits ab
10.00 Uhr kann man an beiden Tagen den modernen Flugzeugpark der
Fliegerschule und der ansässigen Vereine in Augenschein nehmen.
Vom bewährten Schulungsflugzeug ASK-21 bis hin zum Hochleistungssegler
ASH-30 wird ein großer Querschnitt der Fliegerei vorgestellt. In die
Vergangenheit der Segelfliegerei taucht der Rhönflug Oldtimer
Segelfliegerclub mit seinen seltenen Exponaten ein. Kunstflüge mit dem
legendären Habicht und einer ASK-21 präsentieren dazu akrobatische
Tänze am Himmel. Daneben findet auf der Wasserkuppe
normaler Flugbetrieb statt, der den Besuchern die der Fliegerei
in ihrer ganzen Faszination nahe bringt. Die Moderatoren Bernd Vogt und
Frank Thies kommentieren an beiden Tagen versiert das
fliegerische Geschehen. So lassen sie nochmals die Vergangenheit der
Fliegerschule Wasserkuppe aufleben. Grußworte zum Jubiläum werden am
26. Juli, ab 12.00 Uhr im Luftsportzentrum gesprochen. Mit ein
Höhepunkt des Samstags (26.Juli) wird der Auftritt der Liveband Blue
Egales“ sein. Unter dem Motto: WE WILL ROCK YOU“ starten die aus
München angereisten Musiker ab 19.30 Uhr zügig durch! So ist für gute
Unterhaltung bei freiem Eintritt gesorgt.
Mit
der Gründung der
damaligen Martens Fliegerschule im Jahr 1924, begann auf der
Wasserkuppe eine nun schon neun Jahrzehnte andauernder Epoche. Als
ersten Erster Schulleiter findet man Fritz Stamer in den Annalen.
Quelle: „ Die Wasserkuppe Ein Berg mit Geschichte von Joachim
Jenrich“. In wirtschaftlichen schwierigen Zeiten, ging die
Schule 1925 in die Rhön- Rossitten - Gesellschaft über. Dort wirkte
Stamer weitere 12 Jahre als Fluglehrer und Schulleiter mit. 1932
erhielt die Schule als „ Segelfliegerschule Wasserkuppe“
ihren offiziellen Namen“. Ab 1937 wurde sie bis 1945 in die
Reichssegelflugschule übergeführt. „ Zur Zeit des 3. Reichs wurde die
Wasserkuppe im Interesse der damaligen Zeit missbraucht“
betrachtet Jörges kritisch diesen Zeitraum. Da nach dem 2.
Weltkrieg der Flugsport verboten wurde, trafen sich im August 1947 in
Gersfeld und am Segelfliegerdenkmal auf der Wasserkuppe ehemalige
Rhönflieger, um ihren gefallenen Kameraden zu gedenken. Sie gründeten
„den Ring der weißen Möwen“ der als erste Vereinigung deutscher
Segelflieger nach dem zweiten Weltkrieg galt.
Am
03. August 1950 gründeten Segelflieger in der Krone Post in Gersfeld
den deutschen Aeroclub. Im Jahr 1953 nahm die Schule die Ausbildung im
Segelflug wieder auf. 1952 wurde die Gesellschaft zur Förderung des
Segelfliegens (GFS) gegründet, die Träger des Flugplatzes und auch der
Schule ist. Ein weiter Meilenstein wurde, dass das Fliegen ohne
Beschränkungen ab 1955 auf der Wasserkuppe zugelassen wurde. Die US-
Luftwaffe und Land Hessen steuerten beträchtliche Mittel zum Neubau
einer Flugzeughalle und Verwaltungsgebäude der Segelflugschule bei. In
den folgenden Jahren entwickelte sich die Infrastruktur mehr und mehr.
Um Motorflugpiloten und Modellflieger mit einzubinden, wurde die
Segelflugschule im Jahr 2002 in Fliegerschule Wasserkuppe umbenannt.
Kerngeschäft der Schule bleibt, weiterhin der Segelflug. „Mit dem 2013
fertiggestellten Luftsportzentrum erfüllte sich für Jörges ein großer
Traum“.
„
Nun haben wir einen modernen Standort, der Bedürfnisse der Flugschule
mit Verwaltungs-, Vorbereitungsräumen, Gastronomie und Besucherterrasse
erfüllt. Damit wurde die Idee von Artur Martens und Fritz Stamer aus
dem Jahr 1924 wieder aufgenommen, die damals mit ihrer Schule und
erstellten Räumen ein Wagnis eingingen. „ Die Faszination der Fliegerei
hat in den zurückliegenden Jahrzehnten nie abgenommen“ resümiert
Schulleiter Jörges. Dabei hatten es die Piloten/innen nach Kriegsende
nicht leicht. Durch die Teilung Deutschlands lag man in unmittelbarer
Nähe zur DDR Grenze.
Die
ADIZ Zone lies den Fliegern nur wenig Spielraum. Nach der
Wiedervereinigung im Jahr 1991 liegt die Wasserkuppe und Fliegerschule
freilich im Herzen Europas. Man erhält Zuspruch aus der ganzen
Welt. Prominentester Fliegerschule Besucher, war Neil Armstrong, der
als erster Astronaut den Mond betrat (21. Juli 1969). Bei seinem Besuch
fühlte er sich 1970 in der Fliegerschule und auf der Wasserkuppe
gut aufgehoben. Mit dem damaligen Schulleiter Karl- Ernst
Kess(1961 -1978) hob Armstrong erstmals auf der Wasserkuppe ab. Noch
heute ist die ASW-15 mit der flog auf der Wasserkuppe beheimatet.
Jörges, seit 2001Schulleiter auf der Wasserkuppe , ist auf seine
Vorgänger Fritz Stamer, Karl Heinz Denker, Hans Settgast, Ernst Masslo,
Walter Dietmar, Heinzel, Karl-Ernst Kess, Walter Knüttel und
Michael Könitz stolz. „Sie haben mit bescheidenen Mitteln aber viel
Idealismus zum Erfolg der Schule beigetragen“ schildert er mit viel
Respekt. Dabei haben es die Segelflieger auf der Wasserkuppe,
auch aus meteorologischer Sicht nie leicht gehabt. „Bei acht Monaten
Saisonbetrieb müssen wir den Speck für die fluglosen Wintermonate
ansetzen“ schildert der unermüdliche Schulleiter. Neben fest
angestellten Mitarbeitern, unterstützen übers Jahr 20-30 ehrenamtliche
Fluglehrer die Fliegerschule.
Durch
die 90-jährigen Aktivitäten der Fliegerschule Wasserkuppe haben sich
viele Geschäfte, Kioskbetriebe, Bratwurststände, Rodel-Arenen,
Bauernladen, Biosphären-Reservat, Hotel, Deutscher Wetterdienst,
Touristinformation Rhön, Gleitschirmflugschule angesiedelt, die dadurch
ihr Auskommen haben und somit ihre Familien ernähren. Mehr als 100
Personen sind dadurch auf der Wasserkuppe hauptberuflich tätig.
Letztendlich
ist dadurch das Deutsche Segelflugmuseum entstanden. Dazu kommen noch
die vielen Übernachtungen der umliegenden Hotels, rundum die
Wasserkuppe. „Es ist den Fliegern zu verdanken, dass die Wasserkuppe
nicht ein unscheinbarer 950-mtr. hoher Berg in der Rhön ist, sondern
ein weltbekannter Ort, der weit über die des Landkreises Fulda, die
Grenzen Hessens Deutschlands hinaus bekannt ist“ resümiert Schulleiter
Jörges, der der weiteren Zukunft der Fliegerschule positiv entgegen
blickt!
Quellenangabe: „ Die Wasserkuppe Ein Berg mit
Geschichte von Joachim Jenrich“
Weitere Infos über die Fliegerschule Wasserkuppe unter
www.fliegerschule-wasserkuppe.de
Zur Geschichte der Fliegerschule Wasserkuppe:
Anfang
August 1924 ist die erste Segelflugschule der Welt von Arthur Martens
in Betrieb genommen worden; sie hieß Arthur-Martens-Fliegerschule.
Der erste Fluglehrer war Fritz Stamer. Er war es, der das blaue Logo
mit den zwei Möwen der Wasserkuppe schon damals entwarf und bis heute
unser Logo ist.
Ab 1. September 1925 wurde die Fliegerschule von der
Rhön-Rossitten-Gesellschaft, ein Vorläufer der Gesellschaft zur
Förderung des Segelfluges auf der Wasserkuppe e. V. aufgekauft. Das
Ziel der Rhön-Rossitten-Gesellschaft war es den Segelflug zu
erforschen. Nachdem sie aufgekauft wurde, wurde sie Segelflugschule
Wasserkuppe der RRG umbenannt. 1933 wird die RRG aufgelöst. Die Schule
heißt nun Fliegerschule des Deutschen Forschungsinstituts für Segelflug.
1938 geht sie über in die Reichssegelflugschule mit 50 angestellten
Stammpersonen. Das Rote Moor wurde zusätzlich 1938 zum Schleppflugplatz.
1945 wurde jeglicher Flugbetrieb in Deutschland verboten, sowie der
Besitz und die Herstellung von Flugzeugen.
Am 6. April 1952 wurde die Gesellschaft zur Förderung des Segelfluges
auf der Wasserkuppe e. V. gegründet. Landrat Stieler wird
Ehrenpräsident, die GFS ist der Platzhalter.
Am 9. Oktober 1954 lebt die Schule wieder. Das Segelfluggelände
Wasserkuppe wurde unter der GFS neu belebt. Somit feiert sie auch
60 Jahre GFS-Jubiliäum. Es wurde eine neue Halle gebaut und neue
Flugzeuge gekauft. Von 1970 bis 1974 trägt sie den Namen
"Fritz-Stamer-Schule".
1970 besucht Neil Armstrong die Fliegerschule Wasserkuppe. Er ist
Segelflieger und dreht mit einem Segelflugzeug der Segelflugschule
seine Runden. Er ist der bekannteste Freund der Fliegerschule.
Ab 1975 ist sie wieder Segelflugschule der GFS.
1978 wird ein Büro-Neubau an den vorhandenen Hangar Nr. 9 angebaut und
aus dem Schulgebäude wird eine Gaststätte - die "Rhöngeiststube".
1989 fällt die Mauer. Ab jetzt ist die Wasserkuppe Mitten im Herzen
Deutschlands, im Zentrum eines der besten Thermikgebiete Deutschlands.
2003 wird die Segelflugschule Wasserkuppe wiederum umbenannt in
Fliegerschule Wasserkuppe, um einmal mehr des Angebotes Rechnung zu
tragen sowie auch auf den Ursprungsvätern Rechnung zu tragen.
2013 wird ein neues Gebäude für die Fliegerschule Wasserkuppe errichtet
- direkt am Flugplatz mit Büro-Räumen, Hangar, SB-Restaurant,
Besucherdeck, Terrasse. Dies ist ein weiterer Meilenstein in der
langjährigen Geschichte.
Die Fliegerschule Wasserkuppe 2014 steht weltweit für hohe Anerkennung,
einem ausgezeichneten Ruf in der Fliegerwelt, dem modernsten
Flugzeugpark mit 16 Flugzeugen, 6 Festangestellten und 30
ehrenamtlichen Helfern.
Die Fliegerschule Wasserkuppe, sieht einer positiven Zukunft
entgegen.Ungebrochen strömen die Flieger weltweit zur Geburtsstädte
Wasserkuppe. Die Fliegerschule Wasserkuppe ist Repräsentant, Gastgeber
von ausländischen Gästen, Dienstleister, Tourismus-Motor,
Aushängeschild des Landkreises Fulda; Ausübung des Flugsports in der
Tradition und in der Gegenwart.
- 1.
Schulleiter
Arthur Martens (1924 - 1926, 2 Jahre)
- 2.
Schulleiter
Fritz Stamer (1926 - 1938, 12 Jahre)
- 3.
Schulleiter
Josmar (Jupp) Schmitt (1933 - 1939, 6 Jahre)
- 4.
Schulleiter
Johannes Settgast (1939 - 1945, 6 Jahre)
- 5.- 7.
Schulleiter Ernst Maslo,
Karl Heinz Denker und Heinzel (1954 - 1959)
- 8.Schulleiter
Karl Kess aus Bad
Kissingen - ein bis in die heutige Zeit noch sehr bekannter Schulleiter
(1959 - 1978, 17 Jahre)
- 9.
Schulleiter
Walter Knüttel aus Gersfeld (1978 - 1991, 13 Jahre)
- 10.
Schulleiter
Michael Koenitz aus Kamenz (1991 - 2001, 10 Jahre)
- 11.
Schulleiter Harald
Jörges aus Gersfeld - Obernhausen (ab 2001)